Geschichte, so schrieb Arthur Schopenhauer, sei nichts anderes als eine „Fortsetzung der Zoologie“ und die „Muse Klio“ sei durch und durch mit der „Lüge“ „inficirt“. Für diesen Philosophen ist ein „Lernen aus der Geschichte“ also unmöglich. Aber auch ein prominenter Historiker der Gegenwart, Michael Stürmer, zeigt sich in dieser Hinsicht eher skeptisch, wenn er sagt: „Wer aus der Geschichte lernen will, muss Irrwege gehen.“ Es habe sich wiederholt gezeigt, dass die „Vergangenheit zur Zukunftsbestimmung nur taugt, wenn man sie verbiegt.“ Ist diese Zurückhaltung berechtigt, oder ist doch eher Gerhard Schulz zuzustimmen, der einmal schrieb, es sei „wohl kaum eine der bedeutenden politischen und sozialen Theorien, keine politische Idee […] ohne die Belehrungen der Geschichte […] entstanden.“
Solch negative Urteile wie die eingangs zitierten lassen sich beinahe beliebig vermehren. Verbiegungen, Verfälschungen sind in der Geschichtsschreibung tatsächlich keine Seltenheit, nicht zuletzt von totalitären politischen Strömungen hervorgerufen bzw. durchgesetzt. In dieser Hinsicht wurde die Geschichtsschreibung nicht selten missbraucht, und sie hat eben nicht nur dargestellt, „wie es eigentlich gewesen ist“ (Ranke). Doch dies ändert nichts an ihrer hohen Bedeutsamkeit für unsere Orientierung – gerade auch im Bereich der Politik. In diesem Zusammenhang kommt auch der Lokal- und der Regionalgeschichte ein hoher Rang zu, schaffen sie doch für die allgemeine Geschichte durch ihre Detailforschung ein tragfähiges Fundament. Ohne diese Basis bliebe Geschichtsschreibung vielleicht allzu häufig im Spekulativen stecken.–
Die Thematik dieses Jahrbuchs ist wie immer weit gespannt. Chronologisch betrachtet setzt der Band mit der Vor- und Frühgeschichte ein. Vom 13. Jahrhundert (von der Cyriakusschlacht) gelangen wir über Egloffstein und Lorenz Fries zu Julius Echter, nicht zuletzt auch zu den Hexenprozessen.
Weitere Beiträge vermitteln uns in einer Art Längsschnitt Kenntnisse über die für Franken und Bayern wichtige Familie Seinsheim, über die Fuchs zu Gerolzhofen sowie über militärgeschichtliche Aspekte am Beispiel der Stadt Fürth.
Das 20. Jahrhundert ist einbezogen mit einer Studie über antisemitischen Aktivitäten im Bezirk Gerolzhofen, wobei dieser Beitrag auch die Vernichtungspolitik der NS-Diktatur generell ins Blickfeld rückt. Der Aufsatz greift eine Thematik auf, die der Autor – unter anderer Fragestellung – bereits in den Bänden Nr. 266 und 267 behandelt hat.
Aus dem Bereich der Kunstgeschichte befasst sich eine Studie mit „umarmenden Kruzifixen“ der Gotik, wobei ein Kunstwerk aus der Würzburger Neumünsterkirche den Ausgangspunkt bildet.
Über die Restauration der – im Besitze unseres Vereins befindlichen – Ganzhorn- Chronik berichtet die Bearbeiterin. Ein Aufsatz bezieht sich auf die nicht nur für Würzburg so bedeutsame Zeit Riemenschneiders und dessen Umfeld; ein weiterer befasst sich mit einem Vertreter der Thüngersheimer Malerdynastie Urlaub, womit Brücken zu den Jahrbuch-Bänden von 2014 und 2016 geschlagen werden. Auch die Abhandlung über die Heraldik im Weinbau knüpft an ein Thema des Bandes vom Jahre 2016 an.
Gemessen an der Zahl der Beiträge liegt das Schwergewicht dieses Jahrbuchs auf der frühen Neuzeit. In dem Abschnitt „Anzeigen und Besprechungen“ sind wie immer Regional- und Landesgeschichte besonders berücksichtigt.
Den Autoren aller Beiträge danken wir sehr herzlich für all ihre Mühe. Ebenso gilt unser herzlicher Dank den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der pth- Mediaberatung und des Spurbuch-Verlags für die kompetente und engagierte Zusammenarbeit.
Dies ist der letzte Band des Jahrbuchs, den ich als Schriftleiter betreue. Ich möchte all jenen verbindlichst danken, die in den vergangenen zehn Jahren an Inhalt und Gestaltung des Jahrbuchs mitgewirkt haben. Meinem Nachfolger, Herrn Karch, der am Band 2017 bereits mitgearbeitet hat, wünsche ich alles Gute und viel Erfolg für seine Tätigkeit.
Auch in diesem Jahr schuldet der Verein der Stadt Würzburg und der Unterfränkischen Kulturstiftung Dank für die finanzielle Unterstützung seiner Tätigkeit.
Wie immer hoffen wir auf zahlreiche Leser und (ganz unbescheiden) natürlich auch auf viele Käufer dieses Jahrbuchs.
Udo Haupt - (Früherer) Schriftleiter
Daniel Karch Schriftleiter