"Es sei denn regenbogenwärts"
Max Mohr war einer der produktivsten Dichter der Weimarer Republik, viele seiner Theaterstücke, wie der damals bahnbrechende Ramper, wurden verfilmt und seine Romane, wie etwa Frau ohne Reue, werden auch heute noch immer gelesen. Als Lyriker ist er weniger bekannt, obgleich er doch, ähnlich wie Georg Heym und Theodor Däubler, ein Meister des expressionistischen Sonetts war. In den frühen Gedichten, die zwischen 1914 und 1917 entstanden, bezieht Mohr, anders als viele seiner Zeitgenossen, dezidiert Stellung gegen übersteigerten Patriotismus, Feindeshass und Krieg. Eindrucksvoll verarbeitet er die Katastrophe des Ersten Weltkrieges, den er als Arzt im Fronteinsatz selbst miterlebte, und transzendiert sie poetisch mit Blick auf die großen europäischen Kulturleistungen. In seinen späten Sonetten beschwört Mohr eine friedfertige, auf der Ethik eines weltumspannenden Humanismus fußende, Zukunft.